Geschichte von Namibia - Die ersten Siedlungen

Funde in den Hunsbergen gehen auf 25000 v. Chr. zurück

Bereits im Jahr 25000 v.Chr. siedelten die ersten Menschen in den Hunsbergen im Süden Namibias. Bemalte Steinplatten aus dieser Zeit sind nicht nur ein Beleg für die Existenz solcher Siedlungen, sondern gehören auch zu den ältesten Kunstwerken überhaupt. In den Otavibergen wurde ein Kieferfragment eines Hominoiden gefunden, dessen Alter auf ca. 13 Millionen Jahre geschätzt wird. Weiterhin belegen Funde von steinzeitlichen Waffen und Geräten, dass schon vor sehr langer Zeit Frühmenschen in dieser Region wilde Tiere gejagt haben.

Felsmalereien am Brandbergmassiv

Auf dem Brandbergmassiv finden sich zahlreiche Felsmalereien. Die meisten von ihnen dürften in den zwei Jahrtausenden vor Christi Geburt entstanden sein. Es ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, welche Volksgruppe diese Malereien erschaffen hat. Ob San (Buschmänner), die zusammen mit den Damara zu den ältesten Volksgruppen in Namibia zählen, für die Malereien verantwortlich sind, ist aus wissenschaftlicher Sicht fraglich.

Die Nama ließen sich im ersten Jahrhundert v. Chr. im südlichen Afrika und südlichen Namibia nieder. Im Gegensatz zu den San und Damara lebten diese als Viehzüchter.


Namibia wird von den Europäern entdeckt

Diego Cão erreicht 1486 Cape Cross

Im Jahr 1486 errichtete der portugiesische Seefahrer Diego Cão ein Steinkreuz an der namibischen Atlantikküste am heutigen Cape Cross. Cão segelte im Auftrag von König Johann II. von Portugal. Er sollte auf dem Seeweg Afrika umrunden, was ihm allerdings nicht gelang. 1893 entdeckte der deutsche Kriegschiffkapitän Becker dieses Kreuz und ließ es zuerst durch eine hölzerne und zwei Jahre später durch eine Nachbildung aus Granit ersetzen. Das Originalkreuz kann heute im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin besichtigt werden.

Im Jahr 1487 errichtete der Portugiese Bartolomeu Diaz in der heutigen Lüderitzbucht ein weiteres Steinkreuz.

Bantu-Völker und Ovambo dringen nach Namibia ein

Durch die großen Bantu-Wanderungen im 15. und 16. Jh. drangen Bantu-Völker, insbesondere Hereros, vom Nordosten her nach Namibia ein. Diese brachten Keramik, Eisen, Kupfer, Zuchtvieh und Kulturpflanzen mit ins Land. Ab ca. 1600 drangen die Ovambo von Zentralafrika aus in den nördlichen Teil des Landes ein und ließen sich als Ackerbauern am Kunene nieder. Die Ovambo stellen heute die größte Volksgruppe in Namibia.

Bereits im 17. Jh. wurde die Lagune von Walvis Bay als Anlaufstelle für europäische Walfänger genutzt. 1793 okkupierte die holländische Regierung der Kapregion Walvis Bay, Angra Pequena (die heutige Lüderitzbucht) und weitere Küstenregionen.

Herero siedeln sich in Namibia an

Im 18. Jh. siedelten sich die Herero in Zentralnamibia an. Diese waren über das Kaokoveld im Nordwesten weiter ins Landesinnere vorgedrungen.

Die Londoner Missionsgesellschaft begann 1806 mit der Missionierung des Namalandes, um 1840 beginnt die Missionstätigkeit der Rheinischen Missionsgesellschaft.

Um 1850 begannen europäische Unternehmen, vorallem britische, in der Region Kupfer abzubauen.


Orlaam und Baster lassen sich in Namibia nieder

Brutale Stammeskriege zwichen Orlaam, Herero und Nama

In der ersten Hälfte des 19. Jh. drangen die Orlaam nach Namibia ein. Die Orlaam waren eine Gruppe der Nama, die in der Kapregion mit europäischen Einflüssen in Berührung gekommen waren. Deren Führer Jager Afrikaner zog sich weit über den Oranjefluss aus der Kapregion zurück, nachdem die Burenregierung eine Strafexpedition gegen ihn losgeschickt hatte. Jager Afrikaner hatte zuvor die Kapregierung bei der Verdrängung von San und Damara unterstützt, wurde allerdings später zum Banditen. Sein Sohn und Nachfolger Jonker Afrikaner unterstützte die Nama, die von den einwandernden Herero bedrängt wurden, diese aus den südlichen und zentralen Gebieten Namibias zu vertreiben. Trotz eines Friedensschlusses überfiel Jonker Afrikaner 1850 die Herero. Durch diese brutalen Raubzüge dezimierte er die Zahl der Herero beträchtlich. Nach dem Tod Jonkers 1861 bekämpften die Herero, die sich mittlerweile mit Gewehren ausrüsten konnten, die Nama. In diesen brutalen Kriegen konnte keine der beiden Parteien die Oberhand gewinnen. Nach dem Frieden von Okahandja 1870 und zehn ruhigen Jahren flammten die brutalen Kämpfe 1880 erneut auf, als Jan Jonker Afrikaner, der Enkel Jonker Afrikaners, den ältesten Sohn des Hererohäuptlings Maherero tötete.

Die Baster siedeln im Gebiet um Rehoboth

Um 1868 ließen sich südlich von Windhoek im Gebiet von Rehoboth die Baster nieder. Die Baster waren ein Volk von Mischlingen von Buren und Namafrauen, das von den Buren südlich des Oranjeflusses bedrängt wurde. Die Baster waren die letzten vorkolonialen Einwanderer.

Die britische Krone, die bereits 1795 das Kap der Guten Hoffnung okkupierte, besetzte 1867 die der namibischen Küste vorgelagerten Inseln, 1878 auch Walvis Bay.

1870 begann die Finnische Missionsgeselschaft mit der Missionierung der Ovambo.

Die britische Kapregierung wollte sich unterdessen trotz Hilferufe von Missionaren und Händlern nicht in die blutigen Stammeskriege hineinziehen lassen.


Namibia wird Deutsche Kolonie

Adolf Lüderitz erwirbt Gebiete um Angra Pequena

1883 erwarb der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz durch seinen Mitarbeiter Heinrich Vogelsang von dem Namahäuptling Joseph Fredericks große Gebiete um die Bucht von Angra Pequena (Lüderitzbucht). Lüderitz wollte in Südwestafrika eine deutsche Kolonie gründen, damit der jährlich wachsende Auswandererstrom nicht auf fremden Boden verloren ginge. Später erwarb er zusätzlich den Landstreifen vom Oranje bis zum 26. Grad südlicher Breite. Lüderitz beeilte sich den Schutz des Deutschen Reiches für seine Ländereien zu erbitten. Die Briten ließen Reichskanzler Bismarck wissen, dass sie es nicht als legitim ansehen würden, sollte eine fremde Macht Besitzansprüche auf das Gebiet zwischen der portugiesischen Oberhoheit am 18. Breitengrad und der Grenze der Kapkolonie erheben. Nachdem England es allerdings verneint hatte, deutsche Siedlungen in Südwestafrika unter Schutz zu stellen, wertete Bismarck dies als Verzicht Englands seine Gebiete auf das Herero- und Namaland auszuweiten, und erklärte 1884 somit Südwestafrika zum Deutschen Schutzgebiet. Das Deutsche Reich zeigte seine Schutzbereitschaft mit der Entsendung dreier Kriegsschiffe.

Namibias Grenzen werden auf der Berliner Kongo-Konferenz festelegt

1884 legten Deutsche, Portugiesen und Briten auf der Berliner Kongo-Konferenz willkürlich die Grenzen Namibias fest.

1885 wurde die "Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika" gegründet. Adolf Lüderitz verkaufte aus Geldmangel seine Ländereien an die neu gegründete Gesellschaft. Dass er dadurch ein Millardenvermögen vorloren hatte, ahnte er noch nicht. Lüderitz blieb 1886 verschollen, als er auf eigene Faust nach Mineralien suchen wollte. Es wurde nie geklärt, ob er ertrank oder von Eingeborenen getötet wurde.

Der erste Reichskommisar wurde von einer nur aus drei Mann bestehenden Kolonialverwaltung unterstützt. Als Kolonialhauptstadt diente damals Otjimbingwe, über die Vorgänge im Landesinneren wusste man zu dieser Zeit sehr wenig.


Die Deutsche Schutztruppe in Namibia

Die erste Schutztruppe unter Curt von François wird nach Namibia gesandt

1889 wurde die erste deutsche Schutztruppe unter dem Kommando von Curt von François nach Südwestafrika gesandt. Diese Truppe hatte einen polizeilichen Charakter und war nicht zu kriegerischen Unternehmungen bestimmt. Besonders die feindselige Haltung der Hereros war für die Deutschen ein Problem.

1890 wurde Windhoek unter Curt von François zum Sitz der Deutschen Verwaltung. Die Schutztruppe wurde nun ständig vergrößert.

Im selben Jahr vergrößerte sich das Schutzgebiet durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag um den Caprivi-Zipfel. Bismarcks Nachfolger Leo von Caprivi wollte eine Landbrücke zwischen den Kolonien Deutsch-Südwest und Deutsch-Ostafrika schaffen.

Die Schutzverträge und der Widerstand von Hendrik Witbooi

Die Deutschen schlossen sogenannte Schutzverträge mit den Häuptlingen der Herero, Nama und Rehobother Baster. Durch den "polizeilichen Charakter" verfolgte die deutsche Schutztruppe die anhaltenden Stammeskämpfe, besonders die der Nama und Hereros, mit strikter Neutralität. Letztendlich versöhnten sich 1892 die verfeindeten Nama und Herero im Frieden von Otjimbingwe unter Mitwirkung des zum Reichskommisars ernannten v. François. Diese plötzliche Beendigung der Stammesfehden hatte schwerwiegende Folgen für die deutsche Kolonialmacht. Der Weg für einen massiven Aufstand gegen die Deutschen war nun geebnet.

Der Namahäuptling Hendrik Witbooi erkannte die Schutzverträge der Deutschen nicht an. Im April 1893 entschloss sich Curt von François Witboois Truppen anzugreifen. Der Sieg wurde teuer erkauft, die Verluste auf deutscher Seite waren schwer. Witbooi entkam mit dem größten Teil seiner Leute und griff von nun an immer wieder Deutsche und Karawanen an. Der neue Kommandeur Major Leutwein besiegte im September 1894 Hendrik Witbooi in den Naukluft Bergen. Witbooi erkannte den Schutzvertrag an und verpflichtete sich in Zukunft mit seinen waffenfähigen Männern für die Deutsche Schutzmacht Heerfolge zu leisten. Tatsächlich folgte eine Zeit der friedlichen Koexistenz.

Deutsche Siedler drängen nach Namibia

Immer mehr deutsche Händler und Farmer drangen ins Land, die Erschließung von Deutsch-Südwest schritt voran. Die Eingeborenen mussten immer mehr um Weiden und Wasser fürchten. 1897 brach im Land die große Rinderpest aus und vernichtete in kurzer Zeit fast die gesamten Rinderherden der Eingeborenen.


Aufstand der Herero und Nama

Der Herero-Aufstand und der Vernichtungskampf von Trothas

Im Januar 1904 begann unter Samuel Maherero in Okahandja der offenbar lange geplante Herero-Aufstand, der schnell auf das gesamte Herero-Gebiet und das Damaraland übergriff. 123 Weiße ließen ihr Leben, Bahn- und Telefonverbindungen wurden unterbrochen, Farmen und öffentliche Gebäude gingen in Flammen auf. Erst durch das Eingreifen der deutschen Schutztruppe wendete sich das Blatt. Trotz einer Verstärkung auf 15.000 Mann musste man feststellen, dass die Aufständischen gut bewaffnet und kriegskundig waren. Generalleutnant von Trotha, auf den das Oberkommando über die deutschen Truppen von Major Leutwein übergegangen war, teilte Leutweins Meinung nicht, dass die Herero schon genug bestraft wären, und es darauf ankäme, dem Schutzgebiet die überaus wichtige Arbeitskraft dieses Volkes zu erhalten. Von Trotha wollte das Volk der Herero vernichten. In der Schlacht vom Waterberg im August 1904 ließ von Trotha Tausende von Herero einkesseln, er ließ nur den Weg in die wasserlose Trockensavanne Omaheke offen und trieb das Volk der Herero in die Wüste. Drei Viertel aller Hereros verloren in diesem Vernichtungskampf ihr Leben.

Aufstand der Nama unter Hendrik Witbooi

Zur gleichen Zeit erhoben sich die Nama gegen die Deutschen. Unter Hendrik Witbooi und Jacob Morenga wurde ein erbitterter Guerillakrieg geführt. Witbooi starb, als er im Oktober 1905 einen Verpflegungstransport angriff. Der Widerstand der Witboois war gebrochen. Dennoch kämpften seine Anhänger weiter, neue Führer traten an die Spitze, so zuletzt Jacob Morenga. Morenga wurde von der Kappolizei 1907 getötet, als er versuchte vom Kapland aus Operationen gegen die Deutschen zu starten. Die Briten hatten offenbar die Befürchtung, dass Morenga auch im Kapland Unruhe stiften könnte.

Nach 1907 waren die Stämme der Nama und Herero so gut wie vernichtet. Von den Herero starben bis 1907 20.000 bis 30.000 Menschen, in den Kriegen mit den Stämmen ließen etwa 2.500 Deutsche ihr Leben. Allen Schwarzen wurde das Recht auf Land- und Viehbesitz genommen, die Stammesgebiete und eventueller Besitz wurden eingezogen. Viele Stammesmitglieder starben in Konzentrationslagern, Überlebende wurden in Reservaten "angesiedelt". Abgelegene Stämme wie die Ovambo, Damara, Himba und Rehobother Baster blieben von dieser Entwicklung weitgehend verschont.

Für die Deutschen brach bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs eine ruhige Zeit an.

Diamantenfund in der Nähe von Lüderitz

1908 entdeckte der Arbeiter Zacharias Lawela bei Grasplatz in der Nähe von Lüderitz, als er Sand von den Bahngleisen schaufelte, einen Diamanten. Sein Chef, der Bahnmeister August Stauch, erwarb eine Schürfkonzession. Entlang der Eisenbahnlinie entstand die Diamantensucherstadt Kolmanskop. Im September 1908 wurde die ganze Region an der südlichen Küste in ein Sperrgebiet umgewandelt. Die "Deutsche Diamanten-Gesellschaft" erhielt die Schürfrechte.


Der Erste Weltkrieg in Namibia

Die Generalmobilmachung der Deutschen Schutztruppe

Am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Deutschland befand sich nach wenigen Tagen mit Russland, Frankreich, Belgien und England im Krieg. Am 7. August begann in Südwestafrika die Generalmobilmachung der Schutztruppe. Die Schutztruppe, die 1907 zeitweise noch 15.000 Mann stark gewesen ist, war bis 1914 auf 2.000 Aktive und 3.000 Reservisten reduziert worden und war darüberhinaus unzureichend vorbereitet.

Der Ministerpräsident der Südafrikanischen Union, General Botha, verkündete vor Kriegsbeginn in seinem Parlament, dass er im Falle eines Krieges an Englands Seite stehen würde. Botha konnte mit 60.000 Mann gegen die Deutschen anrücken, die er sogar um die gleiche Anzahl hätte erhöhen können.

Der Kriegseintritt von Südafrika und Angola

Am 9. September erklärte die Südafrikanische Union Deutschland den Krieg. Bis Oktober hatten sich Unionstruppen nicht nur im Süden des Landes festgesetzt, sondern auch an der Lüderitzbucht und im Nordosten im Caprivizipfel. Die Hoffnung der Deutschen, dass es in Südafrika zum Burenaufstand kommen würde und die Union dadurch im eigenen Land gebunden würde, erfüllte sich nicht.

Das portugiesische Angola, das zu dieser Zeit offiziell neutral war, schlug sich auf Druck der Briten ebenfalls auf die Seite der Union.

Am 20. März 1915 räumt die Schutztruppe den Süden des Landes, am 7. April die Landesmitte und Windhoek. Am 9. Juli unterzeichnen die Deutschen unter Oberstleutnant Franke einen Waffenstillstandsvertrag. Fünf Wochen später ist das ganze Schutzgebiet von den Unionstruppen besetzt.

Durch den Friedensvertrag von Versailles 1919 verliert Deuschland alle Ansprüche auf seinen Kolonialbesitz. Südwestafrika wird Mandatsgebiet des Völkerbundes. 6.700 Deutsche können trotz zahlreicher Ausweisungen im Land bleiben.


Namibia unter der Herrschaft von Südafrika

Völkerbund erklärt Namibia zum Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union

1920 erklärte der Völkerbund Namibia zum Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union. Dieses Mandat war an mehrere Auflagen gekoppelt. Südafrika war es nicht erlaubt Militärbasen im Land zu errichten und Eingeborene zum Militärdienst einzuziehen. Außerdem musste Südafrika die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes fördern.

Südafrika knüpfte allerdings nahtlos an die Politik der Deutschen an und betrachtete Südwestafrika als Kolonie. Die Schwarze Bevölkerung wurde weiter in Reservate zurückgedrängt. Dort wurde für die Entwicklung so gut wie nichts getan. Für Schwarze wurde der Viehbesitz beschränkt, der Zugang zu Weiden erschwert. Weiße Siedler aus der Kapregion wurden mit wirtschaftlichen Anreizen ins Land gelockt und nahmen große Gebiete in Beschlag.

Vorallem im Süden Namibias formierte sich erster Widerstand. 1922 schlugen die Südafrikaner einen Aufstand der Bondelwarts, die in einem ausgetrockneten Reservat "angesiedelt" worden waren und kurz vor dem Verhungern standen, nieder. Über 100 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, kamen ums Leben.

Die Rehobother Baster forderten 1924 ihre weitgehende Autonomie zurück, die sie unter den Deutschen besaßen. 600 Menschen wurden verhaftet, die autonome Regierung von Rehoboth wurde abgesetzt.

Die Zahl der Weißen Bevölkerung hatte sich bis 1926 in etwa verdoppelt.

1933 lebten ca. 10.000 Deutsche in Namibia. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs werden 12% der Deutschen in Südafrika interniert. Südafrika stand auch in diesem Krieg an der Seite Englands.

Südafrika möchte sich Namibia als fünfte Provinz einverleiben

1946 forderte der südafrikanische Premierminister Jan Smuts Namibia als fünfte Provinz Südafrikas einzuverleiben. Die UNO lehnte diese Forderung ab und wies darauf hin, dass Südafrika Namibia nur treuhänderisch zu verwalten hätte. Daraufhin erkannte Südafrika die UNO nicht als rechtmäßigen Nachfolger des Völkerbundes an, der 1920 Südafrika das Mandat übertragen hatte, Namibia zu verwalten. Selbst ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs von 1950 änderte nichts an der Einstellung Südafrikas.

1951 verschärfte Südafrika seine Politik der Rassendiskriminierung, als es die für Südafrika geltenden Apartheid-Gesetze auf Namibia ausweitete.


Widerstand gegen Südafrika

Ruf nach Unabhängigkeit wird lauter

In den 50er Jahren wurde der Ruf nach Unabhängigkeit lauter. Mehrere Organisationen wurden gegründet, unter anderem 1959 die Ovamboland People´s Organisation (OPO), die zuerst als Gewerkschaft für Kontraktarbeiter diente. Gründungsmitglied war der erste Präsident Namibias nach dessen Unabhängigkeit Sam Nujoma. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er von seinem Arbeitgeber, der South African Railways, entlassen. Nujoma organisierte Streiks und Demonstrationen gegen die von Südafrika eingeführten Apartheid-Gesetze.

Ende 1959 beging die südafrikanische Polizei ein Massaker: Ohne Vorwarnung wurde auf eine friedliche Demonstration gegen die Umsielung von Schwarzen in Townships gefeuert. Diese Demonstration wurde von Frauen angeführt, 13 Menschen starben und 52 wurden verletzt. Dadurch erhielt der Kampf nach Unabhängigkeit neuen Nährboden. Heute noch wird am Namibian Women´s Day diesem Massaker gedacht.

Die OPO ändert ihren Namen in SWAPO

1960 änderte die OPO ihren Namen in SWAPO (South West African People´s Organization). Sam Nujoma, der mit anderen Mitstreitern mittlerweile ins Exil gehen musste, wurde zum Präsident gewählt. Die SWAPO hatte neben der Unabhängigkeit Namibias u.a. auch die Ziele, die Apartheit und das System der Kontraktarbeit abzuschaffen. Die Härte der südafrikanischen Regierung zeigte, dass die Unabhängigkeit des Landes kaum mit friedlichen Mitteln erreicht werden konnte. In den darauffolgenden Jahren verließen Hunderte von Sympathisanten Namibia, um Vorbereitungen für einen bewaffneten Kampf zu treffen.

1964 wurde der Odendaal-Plan realisiert und zehn Homelands nach südafrikanischen Vorbild eingerichtet. Die UNO entzog daraufhin Südafrika das Mandat für die Verwaltung Namibias. Südafrika wurde aufgefordert, sich aus dem Land zurückzuziehen und es der Kontrolle der UNO zu übergeben. Südafrika ignorierte die Forderungen der UNO. Die SWAPO rief alle Namibier auf, den bewaffneten Kampf gegen die Unterdrückung zu beginnen. Viele SWAPO-Anhänger wurden verhaftet oder ins Exil getrieben.

Der 26. August 1966 ging als "Namibia-Tag" in die Geschichte ein, als es bei Omgulumubashe zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften kam. Südafrika rief in diesem Gebiet den Notstand aus. Daraufhin startete die SWAPO den bewaffneten Kampf gegen Südafrika. Schauplatz der ersten Kämpfe war vorallem das Ovamboland. Die Freiheitskämpfer nahmen Polizeipatrouillen und Regierungsgebäude ins Visier. Die Angriffe erfolgten zumeist von Rückzugsbasen im benachbarten Angola aus.


Die UNO fordert Südafrika zum Rückzug auf

Der Internationale Gerichtshof bestätigt Verantwortlichkeit der UNO

Der UNO-Sicherheitsrat forderte 1969 Südafrika auf, sich aus Namibia zurückzuziehen. Auch der Internationale Gerichtshof bestätigte 1971, dass die UNO politisch für Namibia verantwortlich wäre und forderte Südafrika zum Rückzug auf. Südafrika ignorierte diese Beschlüsse. Ein Generalstreik in Namibia legte Ende 1971 fast die gesamte Wirtschaft des Landes lahm. Südafrika verhaftete die Streikführer, im Norden des Landes wurde der Ausnahmezustand verhängt. Viele Kontraktarbeiter, darunter viele Ovambos, gingen in den Norden um sich dem bewaffneten Kampf gegen Südafrika anzuschließen.

Die UNO drang 1972 weiter darauf Südafrika zum Rückzug zu bewegen. Stattdessen verschärfte Südafrika seine diskriminierende Politik noch. Südafrika wollte den Kavangos und Ovambos eine gewissen Selbstverwaltungsstatus aufdrängen, um somit die Forderungen der UNO zu untergraben. Die SWAPO rief erfolgreich zu einem Wahlboykott auf. Als Reaktion darauf wurden SWAPO-Führer und -Anhänger verhaftet oder öffentlich verprügelt. Im ganzen Land kam es weiterhin zu Demonstrationen, die Zahl der SWAPO-Kämpfer stieg ständig. Südafrika mobilisierte weitere Truppen und sandte diese nach Namibia.

1973 gründete die SWAPO die PLAN (People´s Liberation Army of Namibia) und organisierte ihre Freiheitskämpfer darin. Im Dezember 1973 erkannte die UNO die SWAPO als "authentische Repräsentation des Namibischen Volkes" an und erteilt ihr einen UNO-Beobachterstatus.

Angola wird unabhängig von Portugal

1975 endete die portugiesische Kolonialherrschaft im benachbarten Angola. Südafrika verstärkte daraufhin seine Truppen an der Grenze zu Angola. Die PLAN hatte nun verstärkt die Möglichkeit, von Angola aus zu operieren.

Die UNO forderte Südafrika auf bis spätestens Mai 1975 eine Termin für einen Rückzug aus Namibia bekanntzugeben. Südafrika ignorierte die Forderung der UNO. Ende 1975 drang Südafrika auf angolanisches Territorium vor und dezimierte größere Verbände der namibischen Freiheitskämpfer. Doch dieser Erfolg währte nicht lange, da angolanische Freiheitskämpfer mit ins Geschehen eingriffen. Südafrika befürchtete einen Zweifrontenkrieg und zog sich aus Angola zurück. Südafrika hatte mittlerweile den letzten Kredit bei der UNO verspielt, da der Einmarsch in Angola eine unmittelbare Verletzung des UNO-Mandats darstellte, welches untersagte, Namibia als Aufmarschgebiet zu benutzen.

Der Unabhängigkeitskampf erhielt neue Stärkung, als sich 1976 mehrere konservative Führer und Gruppen im Zentrum und im Süden des Landes der SWAPO anschlossen.


Die Turnhallenkonferenz

Ein von Südafrika autorisiertes Gremium erarbeitet einen Verfassungsentwurf

Bereits 1975 arbeitete in der sogenannten "Turnhallenkonferenz" ein von Südafrika autorisiertes Gremium an einem Verfassungsentwurf. Dieser Gruppe unter der Leitung von Dirk Mudge gehörten Vertreter der zwölf ethnischen Gruppen an. Politische Parteien wie die SWAPO waren nicht zugelassen. Das Resultat der Konferenz war 1977 ein Verfassungsentwurf und das Anstreben des 31. Dezember 1978 als Datum für die Unabhängigkeit. Die UNO setzte in der Resolution 435 fest, dass Südafrika seine Truppen aus dem Land abziehen müsse und freie Wahlen unter UNO-Aufsicht stattfinden müssten. Südafrika, welches zuerst die UNO-Resolution akzeptierte, zog plötzlich seine Zustimmung wieder zurück. Die im Dezember 1978 stattfindenden Wahlen boykottierte die SWAPO. Als Sieger ging die Demokratische Turnhallen Allianz (DTA) unter Dirk Mudge hervor. Die UNO erkannte diese Wahl nicht an. Vielfach wurde von Fällen von Wahlbetrug, Einschüchterung und Bestechung berichtet.

1981 unternahm die UNO erneut den Versuch die Unabhängigkeit Namibias zu erreichen. An den Verhandlungen nahmen die SWAPO, Südafrika und eine Kontaktgruppe bestehend aus den USA, Kanada, England, Frankreich und Deutschland teil. Die Verhandlungen scheiterten, als Südafrika nicht einmal einer Absichtserklärung zustimmen wollten.

Südafrika und die USA nahmen das Agieren von kubanischen Truppen in Angola zum Anlass, die Unabhängigkeit Namibias von dem Rückzug der Kubaner aus Angola abhängig zu machen. Diese wollten damit die Expansion des Kommunismus im südlichen Afrika stoppen. Insbesondere Frankreich reagierte sehr verärgert über den Schachzug der Amerikaner und verließ die Kontaktgruppe.

Südafrika dringt auf angolanisches Gebiet vor

Ab 1981 rückte die südafrikanische Armee auf angolanisches Territorium vor, 1983 war Südafrika nach eigenen Angaben 200 km weit in das Gebiet Angolas vorgedrungen, der Süden Angolas wurde besetzt. Die "linkage"-Politik der USA verhinderte, dass die Truppen der Südafrikaner aufgehalten werden konnten. Dennoch fielen weiterhin PLAN-Kämpfer in den Norden Namibias ein.

1984 wurde in Angola ein Waffenstillstand geschlossen. Angola verpflichtete sich, keine SWAPO- oder kubanische Truppen nach Namibia eindringen zu lassen. Daraufhin zog sich Südafrika bis April 1985 vollständig aus Angola zurück.

Die 1978 gewählte Nationalversammlung wurde 1983 aufgelöst, nachdem der Vorsitzende Dirk Mudge zurückgetreten war. Namibia wurde von nun an wieder vom südafrikanischen Generaladministrator regiert. 1985 installierte Südafrika eine neue Regierung, die aber von der Kontaktgruppe und der UNO abgelehnt wurde.


Namibia wird unabhängig

Kämpfe mit Südafrika verschärfen sich

Die Kämpfe verschärften sich, ins Land drangen größere PLAN-Gruppen ein. Südafrika verschärfte die Gegenmaßnahmen, PLAN hatte große Verluste zu beklagen. Bei Cuito Cuanavale in Angola erlitten die südafrikanischen Truppen dennoch eine empfindliche Niederlage.

1988 forderte Angola seinerseits, dass vor einem Abzug der kubanischen Truppen zuerst die Unabhängigkeit Namibias umgesetzt werden müsste. Nach anfänglichem Zögern erklärten sich die kriegsmüden Südafrikaner zu Gesprächen mit Angola und Kuba und den USA als Vermittlern bereit. Die UdSSR, die die SWAPO unterstützte, vermittelte im Hintergrund.

Nach einigen Verhandlungen kamen die Verhandlungsparteien zu dem Ergebnis, dass die UNO-Resolution 435 am 1. November 1988 in Kraft treten sollte. Angola, Kuba und Südafrika unterzeichneten einen Waffenstillstand, Südafrika begann seine Truppen aus Angola abzuziehen. Eine Woche nach den Wahlen im November 1989 war der Abzug der südafrikanischen Armee aus Namibia vollständig abgeschlossen. Eine von der UNO eingesetzte Militärkommission (UNTAG) überwachte den Rückzug.

Eine Amnestie ermöglichte 42.000 Exilanten und Flüchtlingen im Juni 1989 die Rückkehr nach Namibia, darunter auch Sam Nujoma.

Bei den Wahlen im November 1989, die in ruhigen Bahnen verlief, erhielt die SWAPO die absolute Mehrheit, Sam Nujoma wurde zum Präsidenten nominiert. Ende 1989 wurde von den gewählten Parteien Vorschläge für eine Verfassung eingebracht, im Januar 1990 wurde der 21. März 1990 als Tag der Unabhängigkeit festgelegt, Sam Nujoma wurde zum ersten Präsidenten Namibias gewählt. Im Februar 1990 wurde eine demokratische Verfassung beschlossen.

Am 20. März 1990 wird Namibia unabhängig

Um Mitternacht am 20. März 1990 wurde Namibia unabhängig. Tausende Namibier verfolgten im Stadion von Windhoek den feierlichen Amtseid von Sam Nujoma, den er gegenüber dem UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar leistete.

Um auch wirtschaftlich die Unabhängigkeit von Südafrika zu erlangen, führte Namibia 1993 mit dem Namibian Dollar eine eigene Währung ein, der für eine Übergangszeit an den Rand gekoppelt bleiben sollte.

1994 gab Südafrika die Enklave Walvis Bay an Namibia zurück. Damit verfügte das Land ab sofort über einen wirtschaftlich bedeutenden eigenen Hochseehafen. 1994 fanden die zweiten Wahlen Namibias statt, die SWAPO behielt ihre absolute Mehrheit, Sam Nujoma wurde im Amt bestätigt.